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iOS 15: Kurzbefehl-Neuigkeiten

iOS 15 liefert für Automatisierungsenthusiasten wie mir so Einiges an Frischfutter: Eine umgestaltete Oberfläche, neue Datenschutz-Einstellungen und ordentlich neue Aktionen. Ich gebe Euch jetzt einen Überblick, was es Neues zu entdecken gibt.

Allgemeines

Übersicht und Galerie sind unverändert. Erst wenn Ihr die Bearbeitung einzelner Kurzbefehle startet, seht Ihr die vielen kleinen und großen Verbesserungen.

Zuallererst sind die Einstellungen komplett neu aufgeteilt worden. Bisher, also unter iOS 14, gab es eine durchgehende Kopfleiste, in der mittig der Kurzbefehl-Name prangte. Der Button rechts daneben öffnete ein schwebendes Fenster – die Kurzbefehl-Details. Dieser Dialog platzte aus allen Nähten, nachdem mit jeder neuen Version zusätzliche Einstellungen dazukamen.

iPadOS15 unterteilt die Werkzeugleiste in zwei Bereiche und zieht Name und Icon nach links. Dort kann man sie auch direkt anpassen – unabhängig von den weiteren Einstellungen. Darunter steht, sozusagen als Gedächtnisstütze, der ausgeschriebene Befehl für die Sprachassistenz. Denn der Name des Kurzbefehls ist gleichzeitig ein individueller Sprachbefehl.

Alles weitere teilt sich jetzt die rechte Spalte mit der Aktionsliste. Mit den beiden Buttons rechts in der Werkzeugleiste wechselt Ihr zwischen Aktionen und Einstellungen. Die Einstellungen sind dabei nochmal in drei Reiter aufgeteilt: Details, Datenschutz und Konfiguration. Mein Eindruck ist: Das macht die Kurzbefehl-Einstellungen merklich übersichtlicher.

Die drei Einstellungs-Dialoge nebeneinander: Details, Datenschutz und Konfiguration.

Im Reiter „Details“ stellt Ihr ein, wo und wann der Kurzbefehl zu sehen ist, etwa auf dem Homescreen oder auf der AppleWatch.
Neben „Im Share-Sheet anzeigen“ ist hier ein neuer Eintrag hinzugekommen – „Bildschirminhalt empfangen“. Das ist vor allen Dingen für die Aktivierung per Stimme gedacht. So könnt Ihr etwa einen Link auf die angezeigte Website oder den laufenden Podcast per Zuruf in den Notizen speichern oder als Nachricht verschicken.

Unten im Details-Reiter tauchen Mac-spezifische Einstellungen auf. Sobald macOS 12, Monterey, erscheint, könnt Ihr Eure Kurzbefehle nämlich auch am Mac benutzen. Sie werden, wenn Ihr das wollt, über die iCloud synchronisiert.

Der Reiter Datenschutz verwaltet die Berechtigungen des Kurzbefehls. Sehr kleinteilig könnt Ihr hier regeln, worauf ein Kurzbefehl zugreifen darf, und ob er vorher nochmal fragen soll. Übrigens – nicht wundern: Unter iOS 15 werden die Erlaubnisse sämtlicher Kurzbefehle zurückgezogen, Ihr müsst sie also einmalig neu bestätigen.


Unter Konfiguration stellt Ihr ein, welche Importfragen der Kurzbefehl stellt. Das ist dann wichtig, wenn Ihr Euren Kurzbefehl an Andere weitergeben wollt. Diejenigen, die sich Euren Kurzbefehl herunterladen, können ihn dann auf ihre Bedürfnisse anpassen, etwa mit eigenen Kategorien für die Buchhaltung, eigener IBAN, E-Mail-Adresse und so weiter.

Bessere Optionen für Share-Sheet-Kurzbefehle

Bei Kurzbefehlen mit Share-Sheet-Anzeige entsteht am Kopf des Kurzbefehls eine Spezial-Aktion. In der legt Ihr fest, von welchen Dateitypen aus der Kurzbefehl aufrufbar ist. Diese Auswahl war vorher in einem Detail-Submenü. Unter iOS 15 ist dasjetzt übersichtlicher gelöst, auch dank der Aufteilung in Kategorien. Ihr könnt oben links alle Kategorien abwählen und Euch dann die passenden Formate aussuchen.

Darunter gibt es noch eine zweite, sehr praktische Option. Mit ihr legt Ihr fest, was passieren soll, wenn der Kurzbefehl ohne Inhalt aufgerufen wird. Also nicht über das Share-Sheet, sondern per Sprachbefehl oder durch Antippen. Dann kann der Kurzbefehl einfach weitermachen (das war bisher die einzige Option). Er kann aber auch sich beschweren – oder den Anwender direkt zur Dateiauswahl nötigen. Das erspart in vielen Fällen, für diesen Fall eine Wenn-Aktion zusammenzubasteln, wie ich es in einem meiner Kurzbefehle ausführlich beschrieben habe.

Bereiche einklappen

Apropos Wenn-Aktion. Diese kann fortan ihre eingerückten Aktionen verbergen. Tippt das Symbol neben ihrem Namen an und wählt „Reduzieren“, um die Länge Eures Kurzbefehls deutlich zu minimieren. So navigiert Ihr schneller durch komplexe Aktionskonstrukte. Das geht übrigens genauso mit der Aus-Menü-auswählen-Aktion, der Wiederholen- und der Wiederholen-mit-jedem-Aktion. Für eifrige Kurzbefehl-Entwickler gibt es eine weitere Erleichterung am iPad: Künftig könnt ihr per Drag & Drop Aktionen vom einen in den anderen Kurzbefehl kopieren.

Die Aktionsliste hat unter iOS 15 auch Reiter, aber nur zwei. „Kategorien“ und „Apps“. Die persönlichen Aktionsvorschläge von iOS 14 haben mich meistens eher gestört als vorangebracht. Jetzt treten sie etwas im Hintergrund, Und in der Apps-Liste kann ich viel gezielter nach neuen oder passenden Aktionen stöbern.

Die beiden Reiter der Aktionsliste: Kategorien und Apps.

Neue Aktionen

Weiter geht’s mit gut zwanzig neuen Aktionen, die mit iOS 15 dazukommen. Viele widmen sich der Dateiverwaltung: Datei aus Ordner laden , Datei umbenennen und Datei bewegen sind selbsterklärend. Die Aktion „Ordnerinhalt laden“ liefert alle Dokumente als Liste von Dateiobjekten zurück.
Mit diesen neuen Werkzeugen baut Ihr Euch schnell eine smarte Stapelverarbeitung, etwa um alle JPEG-Dateien aus einem Ordner in geringerer Auflösung und mit neuem Namen in einen anderen Ordner zu kopieren. Ein Beispiel findet Ihr auf meinem Blog, wenn Ihr dem Link unter dem Video folgt, zusammen mit einigen anderen iOS-15-optimierten Kurzbefehlen.

Auch für PDFs gibt es einige neue Aktionen: Ihr könnt einzelne Seiten aus PDFs extrahieren, oder alternativ die Textinhalte. Andersherum wandelt Ihr mit einer weiteren Aktion eine PDF-Seite in ein Bild um. In Fotos kann die Aktion „Text aus Bildern extrahieren“ eine Buchstabenerkennung durchführen – das Resultat, eine Liste mit dem Textinhalt der einzelnen Zeilen, ist aber nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge.

Die Aktion „Text in Sprache umwandeln“ nutzt die Stimme der Sprachassistenz und spricht Geschriebenes in eine Audiodatei. Drei Funktionen zu Hintergrundgeräuschen widmen sich den aktivierbaren Klangkulissen, die neu bei den Bedienungshilfen dazugekommen sind.
Obendrein gibt es jetzt Aktionen, um neue Kalender und neue Fotoalben anzulegen.

Die neuen Fokus-Modi lassen sich ein- oder ausschalten. Die Aktion „Mit Apps teilen“ erleichtert es, für einen Inhalt eine passende App zu wählen, ohne sich schon beim Erstellen des Kurzbefehls festlegen zu müssen. Die Aktion „Stoppen und ausgeben“ hilft beim Aufbau komplexer Kurzbefehl-Konstruktionen. Deren Info-Blase ist übrigens erstaunlich ausführlich.

Zusätzlich zum Datum gibt es eine neue Standard-Variable. Sie heißt Gerätedetails und erleichtert es, Infos wie Systemversion oder Displayauflösung in Kurzbefehlen zu verwenden.
Und dann gibt es noch einen neuen Automationsauslöser, der auf die neue Geräuscherkennung in den Bedienungshilfen aufsetzt. Mit ihr kann man das iOS-Gerät auf spezielle Sounds, etwa Hundebellen, Türklingeln oder Alarmsirenen, reagieren lassen. Dafür muss man aber die Sprachassistenz-Funktion (also Siri) ausschalten.

Einstellungen

In den Einstellungen heißt die Download-Funktion jetzt nicht mehr „Nicht vertrauensw. erlauben“, was ja schon etwas abschreckend wirkt, sondern stattdessen „Privates Teilen“. Das klingt doch gleich viel netter! Dazu gibt es noch ein erweitert-Submenü, in dem man JavaScript, SSH-Verbindungen und Massendatenverarbeitung explizit genehmigen kann – also, muss, wenn man diese Funktionen nutzen will.

In der Einstellungen-App zeigt der Kurzbefehl-Eintrag das neue „Erweitert“-Submenü. Es schaltet SSH-und JavaScript-Befehle frei.

Bugs

Ganz rund läuft es unter iOS 15 vom Start weg noch nicht. Am Augenfälligsten: Die Listen-Aktionen sind mehr als doppelt so lang, als sie sein müssten. Das Symbol zum Entfernen einzelner Aktionen lässt sich mit dem Finger nur äußerst schwierig treffen. Und die Text-aus-Bild-extrahieren-Aktion erzeugt auf dem iPad Air 2 (dem zugegeben ältesten von iOS 15 unterstützen Gerät) lediglich eine Fehlermeldung. Neuere Geräte bekommen das aber hin.
Andererseits sind mit iOS 15 alle Fehler ausgeräumt, die sich mit iOS 14 bei mir im Belegmanager-Kurzbefehl aufgetürmt hatten. Ich konnte diverse Workarounds zurückbauen und mindestens 10 % der Aktionen einsparen.

Im Großen und Ganzen bin ich schon ziemlich beeindruckt vom Funktionsgewinn mit iOS 15 – und bin gespannt, was die Kurzbefehl-Community daraus so alles strickt.

Kurzbefehle zum Download

Belegmanager

V. 1.4, angepasst für iOS 15

Belegablage

V 1.0 – unter iOS 15 gibt es Probleme mit dem umfangreichen multifunktionalen Belegmanager, weshalb die PDF-Verarbeitung (z.B. aus E-Mails) nun in einem separaten Kurzbefehl abgefrühstückt wird.

Stapelverarbeitung

Beispiel-Kurzbefehl aus dem Video. Sichert mit Datum versehene Vorschau-Bilder in einem separaten Ordner.

Von Immo Junghärtchen

Seit 1996 bin ich Mac-Anwender mit Begeisterung. Während meines Studiums habe ich mich um die Apple-Computer meiner Freundinnen und Freunde gekümmert und als Promoter im damaligen iTeam für iMacs, iBooks und die ersten iPods geworben. Bei Gravis sammelte ich Erfahrungen im Apple-zentrierten Einzelhandel, in Selbstständigkeit gab ich Kurse für Mac-Neulinge. Über sechs Jahre arbeitete ich als Redakteur für die Zeitschrift "Mac & i" und arbeite jetzt als freier IT-Journalist, unter anderem für Heise Online und die c't.

2 Antworten auf „iOS 15: Kurzbefehl-Neuigkeiten“

Hallo,
ich habe ein Problem mit dem Datei umbenennen. Lange Namen brechen häufig bei einem Punkt ab oder der Dateisuffix wird mit einbezogen.
Bsp: Ich möchte
JGST-EF_Mathe_10.1_Lineare Funktionen_Aufgabe$1$2

in

JGST-EF_Mathe_10.1_Lineare Funktionen_Aufgabe$1$3

umbenennen. Heraus kommt:

JGST-EF_Mathe_10.jpeg

Kennen Sie die Lösung des Problems? Ist die Umbenennung auf eine gewissen Länge begrenzt oder ist der Punkt das Problem?
Wäre super, wenn Sie einen Rat hätten, ich suche schon ewig nach einer Lösung.

Hallo Sebastian, das klingt nach einem Bug in der Datei-Umbenennen-Aktion. Fehler können Sie direkt bei Apple über den Feedback Assistant melden. Wann (oder ob) sich Apple darum kümmert, lässt sich leider nicht abschätzen.
Wäre ich in Ihrer Situation, würde ich versuchen, den Punkt in Dateinamen zu meiden und etwa durch ein erlaubtes Sonderzeichen (_, #, *, oder Ähnliches) zu ersetzen. Ich würde wahrscheinlich zu „#“ tendieren, da es im Programmier-Kontext für „Nummer“ steht.
Übrigens: Doppelpunkt und Schrägstrich sind generell in Dateinamen nicht erlaubt. Den normalen Punkt (.) erlaubt Apple zwar seit einigen Jahren in Dateinamen seiner Betriebssysteme, er führt aber manchmal zu Problemen.

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